Avatar: Herr der Elemente - Alle großen und wichtigen Unterschiede zwischen der Originalserie und der Netflix-Adaption im Überblick

Quelle: Avatar Studios, Netflix

Vier Elemente, eine Identitätskrise: Warum Netflix’ Avatar anders bändigt als das Original und ob die Serie die Balance halten kann – Unterschiede und der große Vergleich

Netflix: Der letzte Drama-Bändiger.

Von Tilman Kicinski

04.11.2025

Wasser, Erde, Feuer, Luft – vor langer Zeit erschien eine der besten Serien aller Zeiten und prägte eine gesamte Generation. Egal ob man so optimistisch wie Aang oder so weise wie Iroh sein wollte oder so für sich selbst einsteht wie Toph. Jeder konnte sich mit mindestens einem der Charaktere identifizieren. Doch dann kam der Live-Action-Film von M. Night Shyamalan und alles änderte sich. Die großartige Geschichte über den jungen Avatar und seine Reise wurde zu einer grotesken Version seiner selbst und so war die Angst vor Netflix Live-Action-Version 14 Jahre später groß. Doch ist diese Angst berechtigt? Hier findet ihr die wichtigsten Unterschiede zwischen der Originalserie und der Netflix-Adaption.

Von einer fröhlichen Kindheit zu einem moody Teenager

Wie so oft bei Netflix-Versionen wird hier ein deutlich ernsterer und düsterer Ton angeschlagen. Was bei anderen Adaptionen funktionieren mag, stößt hier bereits auf ein gewaltiges Problem. Die große Stärke von ‘Avatar: Herr der Elemente’ war es stets Humor, kindgerechte Action und tiefgründige Themen nahezu perfekt zu balancieren. Trotz der herzerwärmenden Leichtigkeit scheute sich die Serie nie, auch tiefgreifende existenzielle Fragen anzugehen und für ein junges Publikum zugänglich zu machen. Dennoch haben diese dunklen Momente und der Umgang mit Trauma, Krieg und Schuld nie die eigentlich fröhliche und optimistische Geschichte überschattet. Sie bilden ein Ganzes, das in Balance ist, ebenso wie Aang die vier Elemente in Balance hält.

Aang hat als Avatar eine große Verantwortung-Netflix
Aang hat als Avatar eine große Verantwortung
Quelle: Avatar Studios, Netflix

Netflix setzt dagegen auf eine ernstere und cineastischere Inszenierung, die sich klar an ältere Jugendliche und Erwachsene richtet. Entsprechend wurden viele kindlichere Inhalte entfernt und durch düstere Dramatik ersetzt. Subtile Momente werden häufig gestrichen und gegen einen Vorschlaghammer ausgetauscht, damit auch der Letzte versteht, was Sache ist. Wem die Originalserie zu abgedreht und albern war, der wird sich mit der Netflix-Version deutlich eher anfreunden können. Dennoch hatte ich häufig das Gefühl, dass der charmante und humorvolle Kern verloren geht. Hätte ich zum Beispiel zu Beginn sehen müssen, wie Mönch Gyatso in ein Brathähnchen verwandelt wird? Nein. Hat es dennoch perfekt den Ton für den Rest der Serie gesetzt? Ja, auf jeden Fall.

Team Avatar, Version 2.0

Diese Änderungen zeigen sich besonders deutlich bei Avatar Aang. Dieser ist im Original eine stets heitere Figur, voller Witz, jugendlicher Naivität und nahezu grenzenlosem Optimismus. Er hat zwar auch seine ernsten Momente, doch wird er dabei nie zynisch. Das ändert sich stark in Netflix’ Version, denn hier ist Aang seit dem Erwachen aus dem Eisberg sehr ernst und nicht mehr kindlich-verspielt. Häufig wirkt er sehr melancholisch, nachdenklich und hat sogar zynische und hoffnungslose Momente. Von dem Aang, den ich kannte, ist nur wenig übrig geblieben.

Ebenso hat es Sokka getroffen. Er ist eigentlich der sarkastische und zynische Charakter, der für viele der Comedy- und Slapstick-Momente in der ursprünglichen Serie sorgt. Stattdessen nimmt er früh die Rolle des Strategen und Erfinders ein und auch sein anfänglicher Sexismus wurde nahezu komplett gestrichen. Dabei war genau das eine wichtige Charakterentwicklung vom sexistischen Angeber zum bedachten Anführer. Es wurde sogar umgekehrt, denn stattdessen benimmt sich Suki unangemessen und komisch. Sokkas Charakterentwicklung wurde hier auf ein Minimum reduziert.

Sokka und Suki setzen der Feuernation ordentlich zu-Netflix
Sokka und Suki setzen der Feuernation ordentlich zu
Quelle: Avatar Studios, Netflix

Auch Katara leidet unter diesem Problem. Ist es eigentlich ihr Wutausbruch und starke Wasserbändiger-Fähigkeiten, die Aang überhaupt erst befreien, wird dies in der Serie gestrichen. Ihren großen Moment bekommt sie erst bei Aangs Befreiung von Zuko. Zwar ist sie auch in der Netflix-Adaption empathisch und idealistisch, doch wirkt sie immer wie eine abgespecktere Version ihrer selbst. Wirklich frustrierend ist dagegen ihr Wasserbändigen, denn auch im Original ist Katara enorm talentiert, doch auch die talentiertesten Bändiger kommen ohne Lehrmeister nicht weit. Netflix ändert dies und erklärt Katara zur Meisterin, ohne jemals wirklich Unterricht bekommen zu haben.

Zuko wurde dafür wundervoll getroffen. Sein Drang, sich zu beweisen und der tiefe Wunsch, seine Ehre wiederherzustellen, sind jederzeit präsent, ebenso wie das enorme Trauma, das sein Vater hinterlassen hat. Er ist so facettenreich wie im Original. Zwischen Antagonist und unerwartetem Verbündeten bis hin zu seiner wechselhaften Dynamik mit Onkel Iroh ist alles vorhanden. Nicht nur das, es wird sogar sinnvoll erweitert, denn wir bekommen mehr Flashbacks zu Zukos Beziehung mit Ozai und auch warum er und sein Onkel so ein starkes und scheinbar unerschütterliches Band haben. Selbst die Crew, die Zuko begleitet, bekommt eine großartige Backstory. Der einzige Wermutstropfen hier wäre, dass all das eine Seite von Zuko zeigt, die eigentlich erst später sichtbar wird. Dennoch hat Netflix hier meiner Meinung nach alles richtig gemacht.

Zuko ist frustriert von der ergebnislosen Suche-Netflix
Zuko ist frustriert von der ergebnislosen Suche
Quelle: Avatar Studios, Netflix

Das Episodenbändigen

Um die Handlung von insgesamt 20 Folgen des ersten Buchs der originalen Cartoonserie in acht lange Netflix-Folgen zu pressen, wurden viele Handlungsstränge der einzelnen Episoden zusammengelegt und verflochten. Ein verständliches und an sich löbliches Vorhaben, das jedoch eher zu überladenen und unübersichtlichen Folgen führte, deren Handlung teilweise unnötig kompliziert und verworren wurde, ohne dadurch etwas Bedeutendes beizutragen.

Doch die Netflix-Adaption fügt auch eigene Handlungsstränge und Szene hinzu. So sehen wir direkt zu Beginn die Ausrottung der Luftbändiger. Auch wenn es ein schockierender und visuell beeindruckender Moment ist, frage ich mich doch, ob es das gebraucht hat. Ich erinnere mich noch gut, wie im Original der schockierende Reveal vollzogen wurde und das tragische Ende von Mönch Gyatso sowie der anderen Luftbändiger offenbart wurde. Hier wird der Fantasie mehr Raum gelassen als in Netflix‘ Version.

General Zaoh hat große Ambitionen-Netflix
General Zaoh hat große Ambitionen
Quelle: Avatar Studios, Netflix

Am Ende ist es verständlich, dass Netflix einen zusammenhängenderen Handlungs- und Spannungsbogen erreichen möchte, statt 20 einzelner Abenteuer und Monster der Woche zu zeigen. Allerdings geht durch diese Straffung viel vom ursprünglich großartigen Worldbuilding verloren und auch die Beziehungen der Charaktere erscheinen teils erzwungen und gehetzt. Auch wird hier vieles eher direkt gesagt, statt gezeigt, was etwas von der Atmosphäre wegnimmt.

Schlussendlich ist die Serie aber auch nicht der Film: Die Bändigereffekte sehen fantastisch aus und wem eine gestrafftere und klarere Struktur mehr zusagt oder wer sich in Ruhe auf das Anderssein der Serie einlassen kann, der wird mit der Netflix-Version sicher glücklich. Wer aber beim Schauen durchgängig mit der Originalserie vergleicht, dem rate ich dringend davon ab, die Netflix-Adaption zu schauen.

Team Avatar wächst langsam zusammen-Netflix
Team Avatar wächst langsam zusammen
Quelle: Avatar Studios, Netflix

Wenn euch die Serien aber nicht mehr reichen, habe ich gute Nachrichten für euch. Denn es wurde ein neues Videospiel namens Avatar Legends: The Fighting Game für den Sommer 2026 angekündigt. Hoffentlich kann es diesmal die Erwartungen der Fans erfüllen. Dagegen wird das bei Magic wohl weniger schwer, denn schon sehr bald kommt das Crossover mit dem Avatar-Universum und lässt euch auch im Kartenspiel zum Meisterbändiger werden.

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